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03. Juli 2018

„Grenzen eines sicheren Lebensraums für die Menschheit“

 

in Kooperation mit    

 

Dienstag, 03. Juli 2018



Referent: Prof. Dr. Dieter Gerten; Koordinator Erdsystemmodellierung und Leiter Projekt “Planetary Opportunities and Planetary Boundaries“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK); Professor für „Klimasystem und Wasserhaushalt im Globalen Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin 

Augenscheinlich befinden wir uns bereits im Anthropozän, dem „Zeitalter der Menschheit“, sagt eine Mehrheit internationaler Wissenschaftler. Der Soziologe Harald Welzer widerspricht, „Schwachsinn“: Nicht „die Menschheit“, sondern das kapitalistische Wirtschaftssystem sei Verursacher (wir haben H. Welzer eingeladen). Dem wiederum widerspricht der heutige Referent: Es ist die globale Nichtbeachtung natürlicher Grenzen, z.B. die Übernutzung von Flächen industrieller Landwirtschaft, unabhängig vom Wirtschaftssystem.
Mitten hinein also in die Tatsache, dass homo sapiens das Erdsystem verändert hat und weiter (irreversibel?) verändert: Klimawandel, Biosphären-Integrität, Stratosphärischer Ozonabbau, Ozeanversauerung, Biogeochemische Flüsse,  Landnutzungswandel, Süßwassernutzung, Aerosolgehalt der Luft, Einführung neuer Substanzen – überall zeigen die Indikatoren nach oben, ins Schlechtere. Gemäß dem normativen Vorsorgeprinzip verweist das Konzept der „Planetary Boundaries“ – der planetaren Grenzen – auf die mit einem Verlassen eines sicheren Handlungsraums verbundenen Risiken.

 
Steffen et.al., 2015; Science; Planetary boundaries – guiding human development on a changing planet

Zu den ökologischen Grenzen kommen soziale: Angesichts heute 850 Millionen hungernder und einem zu erwartenden globalen Bevölkerungszuwachs um 2 bis 3 Milliarden Menschen stellen sich Anforderungen an Nahrung, Wasser, Gesundheit, Bildung, auskömmlichem Einkommen… ganz neu.
Künftig ist eine integrierte Perspektive auf planetare ökologische und gesellschaftliche Belastungsgrenzen (Planetary Boundaries, Hungerbekämpfung, Nachhaltige Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs), globale Gerechtigkeit…) unabdingbar. Ökologische und soziale Grenzen werden in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik künftig zunehmend wahrgenommen werden müssen als Basis und Kommunikationswerkzeug für sektoren- und skalen- übergreifende Ko-Transformationen – so jedenfalls die Hoffnung.
Welche Grenzen sind dem Wohl unseres Planeten und der Menschheit gesetzt? Wo sind sie bereits überschritten – und ließe sich das rückgängig machen oder kompensieren? (Wie) Kann man globale Risiken auf lokale „herunterbrechen“ – oder umgekehrt: Wie wirken sich lokale Übernutzungen (zB. Frischwasserverbrauch) global aus? Warum sind zweifellos nicht in der Natur vorkommende, anthropozäne, gar irrvesersible Krisensignale wie die Freisetzung hochangereicherten Urans oder Gentechnik nicht Untersuchungsgegenstand der „global boundaries“? Wie können die „gelben Warnschilder“ des Konzepts der planetaren Grenzen in Form von „Leitplanken“ nachhaltigen Handelns für Transnationale Organisationen, Regierungen, Jedermann begreifbar werden? Wie können wir auf politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene dafür sorgen, die globalen Ressourcen dauerhaft zu sichern und sie in Zukunft auch gerecht zu verteilen?
Diesen hochkomplexen Fragen hat sich der Wissenschaftler Prof. Dr. Dieter Gerten in Vortrag und (nachdenklicher) Diskussion gestellt, „Koordinator Erdsystemmodellierung“ und Leiter Projekt “Planetary Opportunities and Planetary Boundaries“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK); Professor für „Klimasystem und Wasserhaushalt im Globalen Wandel“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Den Präsentationslink finden Sie hier.

 

Foto Quelle: I. Dutz

Zum Weiterlesen:
Den Artikel im PIK Research Portal von Herrn Prof. Dr. Dieter Gerten finden Sie hier.

 



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