Energiewende ohne Umweltschutz?
Fachexkursion zum Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU), Augsburg
Samstag, 21.04.2018
Referent Claus Kumutat, Präsident des Landesamts für Umwelt (LfU), Augsburg,
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LfU
Dass die Begriffe – „Umweltschutz“ und „Energiewende“ – gelebter Dualismus sind und jederzeit gesellschaftlich neu verhandelt werden müssen, darauf wollten wir im Rahmen eines Besuchs beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) eingehen: Als zentrale Fachbehörde für Umwelt- und Naturschutz, Geologie und Wasserwirtschaft in Bayern begleitet das LfU das angesichts der Alternativen als notwendig erachtete gesamtgesellschaftliche „Projekt Energiewende“ in ökologischer Hinsicht durch Monitoring, Gutachten und Informationen/Handlungsempfehlungen an Politik und Gesellschaft. „Wasserkraft schreddert Fische“, „Tank versus Teller“, „Windräder erschlagen Fledermäuse“ – gängigen Behauptungen wie diesen wird im LfU wissenschaftlich fundiert, ergebnisoffen und neutral auf den Grund gegangen.
Die Begrüssung durch Claus Kumutat, den Präsident des Landesamts für Umwelt (LfU), zeigte die räumliche Präsenz der LfU-Dienststellen über ganz Bayern und die breite fachliche Aufstellung des Amts mit seinen rd. 600 Mitabeiter*Innen. Wir hörten dann vier Kurzpräsentationen zu
- Fischökologisches Monitoring an Wasserkraftanlagen: Das LfU führt an diversen bayer. Wasserkraftanlagen mit unterschiedlichen Maschinentypen ein detailliertes Monitoring über etwaige Schäden an – auch gezielt eingesetzten – Fischen (innere und äussere Verletzungen) durch, um zu klaren Empfehlungen zu technischen Schutzmaßnahmen für Genehmigungsbehörden, Wasserwirtschaftsämter und Betreiber zu kommen.
- Windenergie und Vogel- und Fledermausschutz: Insbesondere zum Schutz von Störchen und Rot-Milanen werden vor jeder Windkraft-Anlagengenehmigung gutachterlich detaillierte Verhaltensbeobachtungen (Zahl, Horste, Flugverhalten…) dokumentiert; bei Fledermäusen wird durch Aufzeichnungen mit Radarsensoren ein Wind- und Zeitenprofil für ungünstige Betriebszeiten erstellt, in denen die Windkraftanlagen vorübergehend abgeschaltet werden.
- 3D-Visualisierung von Windkraftanlagen: Mit dem 3D-Modell im Bayer. Energieatlas http://geoportal.bayern.de/energieatlas-karten/?wicket-crypt=vxJd0rnj6Z8&comp=windanalyse kann jedermann für jeden Standort in Bayern 3D-Projektionen von Windkraftanlagen aus allen Himmelsrichtungen/Höhenlagen erzeugen und so etwa die Größe der Anlage, deren Sicht in der Landschaft, deren Schlagschatten etc. simulieren und bewerten.
- Energien aus Biomasse und Biodiversität: Immerhin auf 10% der Acker- und Grünflächen Bayerns werden Feldfrüchte und deren Reststoffe für Energiezwecke genutzt und so immerhin 10% des Bedarfs an Strom und Wärme erzeugt, überwiegend aus Holz für Heizzwecke. Energie aus Biogasanlagen ist im Gegensatz zu den volatilen Sonnen- und Windenergien überdies speicher- und grundlastfähig. Teilweise verdrängt etwa Energie-Mais die Nahrungsmittelproduktion auf dem Acker oder die Stillegung von Grünflächen – doch das ist in erster Linie eine politische Frage der EU-Förderpolitik, die Direktzahlungen an Erzeuger an die Fläche und Produktionsleistung und deutlich zu wenig an die gesellschaftliche Leistung des Natur- und Landschaftsschutzes durch die Bauern koppelt.
Die Diskussion mit den sehr kundigen Fachleuten des LfU über die Vereinbarkeit von Umweltschutz und Energiewende wurde ergänzt um einen kurzen Blick in die Wander-Ausstellung „3-Sprung Energiewende".
Im anschließenden Spaziergang um die Gebäude des LfU ging es im Kern ebenfalls um Naturschutz: Es handelt sich um einen aufgelassenen WK-II-Flugplatz in der Schotterebene des Lech-Tales. Hier wird auf Ausgleichsflächen bewusst die Magerrasen-Landschaft mit ihrer spezifischen hochwertigen Flora und Fauna wieder hergestellt und (eben möglichst wenig) „gepflegt“. Ein Paradies für bestimmte Frühjahrsblüher und Wildbienen.
Dr. Helmut Paschlau
Quelle: LfU-Presse-Archiv
Claus Kumutat, Präsident des
Landesamt für Umwelt