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15. März 2016

Neue Landwirtschaft – neuer Lebensstil?

in Kooperatin mit Slow Food Deutschland e.V.

Dienstag, 15. März 2016


Referent: Dr. Hans Rudolf Herren, Landwirtschafts- und Entwicklungsexperte, Gründer von Biovision – Stiftung für ökologische Entwicklung,  Mitautor und Ko-Vorsitzender des Weltagrarberichts 2008 des Weltagrarrates, 2013 mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) ausgezeichnet

Grußwort: Markus Hahnel, Leiter Convivium München, Slow Food Deutschland

Die Frage an Herrn Dr. Herren war kurz und klar: Was muss geschehen, damit alle Menschen auf der Welt optimal mit Nahrung versorgt sind – und dieser Planet auch unseren Kindern und Kindeskindern noch eine Lebensgrundlage bietet? Seine Antwort war es ebenfalls. Sie lautet: Eine Umstellung auf Bio- statt konventioneller Landwirtschaft, und zwar weltweit – und bald.

Während hierzulande ungeheure Überproduktion herrscht, gehen anderswo durch Raubbau, Klimawandel oder Landgrabbing immer mehr Flächen zur landwirtschaftlichen Nutzung verloren und machen die Menschen abhängig von Lebensmittelimporten. Dennoch beträgt die weltweite Nahrungsmittelproduktion heute 4600 Kalorien pro Person und Tag, also fast das Doppelte des täglichen Bedarfs. Davon landen – zumindest in den Industrieländern – bis zu 45% auf dem Müll bzw. die Überschüsse werden so billig nach Afrika verkauft, dass sie die Existenz der dortigen Bauern vernichten. Dazu kommt, dass die Landwirtschaft, so wie sie momentan betrieben wird, etwa 50% Anteil an der Erderwärmung hat, also mehr als z.B. der Autoverkehr.

Es geht also nicht darum, immer noch mehr zu produzieren, sondern weniger und dafür qualitativ hochwertigere Nahrung auf umwelt- und klimaschonende sowie sozialverträgliche Weise herzustellen. Das geht nur mit biologischer Anbauweise. Damit ist keineswegs der Rückschritt in die mühselige und oftmals ärmliche bäuerliche Wirtschaft unserer Vorväter gemeint, sondern eine moderne, durchaus auch von Maschinen unterstützte Landwirtschaft, die sich neuester Erkenntnisse über natürliche Kreisläufe, die Mikroflora im Boden sowie die Bodenbearbeitung bedient. Fakt ist: Während im konventionellen Anbau 10 Kalorien verbraucht werden, um eine Kalorie zu produzieren, ist es im Bioanbau genau umgekehrt: Mit nur einer Kalorie „Einsatz“ lassen sich bis zu 30 Kalorien erzeugen. Und die Bio-Ernte ist nicht nur nährstoffreicher und gesünder, sie schont auch Umwelt und Klima, bindet CO2 im Boden statt es freizusetzen, dient der Artenvielfalt und schafft Arbeitsplätze. Das Stichwort heißt: „Agrarökologie“. Sie bringt Umwelt- und Klimaschutz, ethische und soziale Belange zusammen. Davon würden alle Menschen profitieren. Der Agro-Industrie, die uns nach wie vor weiszumachen versucht, dass wir ohne gentechnisch verändertes Saatgut, Pestizide und Spezialdünger nicht überleben können, aber auch hiesigen landwirtschaftlichen Großbetrieben, die sich ihre nutzlose Überproduktion mit EU-Subventionen vergolden lassen, geht es dagegen nur um ihre eigenen Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit.

Sind agrarökologisch erzeugte Nahrungsmittel teurer als konventionelle? Im Gegenteil, sie sind billiger. Denn heute ist es so, dass die Gemeinschaft über Steuern, Krankenkassenbeiträge etc. die verdeckten Kosten durch Umwelt- und Gesundheitsschäden der im Discounter billig angebotenen Lebensmittel bezahlt. Bioware mag im Laden etwas teurer sein, dafür zahlt aber jeder nur das, was er selbst verbraucht.

Was können wir Verbraucher tun, um eine Agrarwende herbeizuführen? „Abstimmen“ mit dem Einkaufskorb in erster Linie. Aber auch Druck machen: auf Lokalpolitiker, Stadtverwaltung, Kantinenpächter, Schul- und Kindergartenküchen, im Lieblingsrestaurant, in der Kirchengemeinde. Für Fortschritt statt Rückschritt: zukunftsfähige Innovation statt Festhalten an überholten, nachweislich nicht zielführenden Methoden.

Präsentation Dr. Hans Rudolf Herren:

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