"Neue Gentechnik …oder agrarökologische Alternativen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft"
Eine Veranstaltung des Münchner Forum Nachhaltigkeit
Dienstag, den 25.Juni 2019
Referentin: Dr. Angelika Hilbeck
Moderation: Dr. Manuel Schneider (oekom e.V.)
In jüngster Zeit wird über eine Reihe von Technologien diskutiert, die auch als „Genome Editing“ bezeichnet werden und die u.a. zur Herstellung neuer gentechnisch veränderter Tiere und Pflanzen eingesetzt werden. Diese neueren molekularbiologischen Verfahren, darunter CRISPR/Cas als das bekannteste, erlauben noch tiefere und weitergehende Eingriffe in das Erbgut als die bisherige Gentechnik. Entsprechend hoch sind die Erwartungen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.
Die Anwendung dieser neueren Gentechniken ist jedoch mit ungewissen Neben- und Folgewirkungen für Konsumenten, Natur und Umwelt verbunden. Sie ist daher im Sinne der Risikovorsorge zu regulieren. Der Europäische Gerichtshof hat in seinem wegweisenden Urteil vom Juli 2018 entschieden, dass auch die neuen Gentechnikverfahren dem europäischen Gentechnikrecht unterliegen. Gegen diese Entscheidung laufen zur Zeit Teile der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Sturm, da sie eine Blockade der in ihren Augen verheißungsvollen Technik und daran geknüpfter Geschäftsmodelle befürchten. Eine Novellierung des Gentechnikrechts nach der Europawahl ist bereits angekündigt.
In dem Vortragsabend wollten wir die Verfahren der neuen Gentechnik für Laien verständlich vorstellen und hinsichtlich ihrer Potenziale und Risiken bewerten. In einem zweiten Schritt sollte das Thema in den größeren Zusammenhang von Fragen einer global zukunftsfähigen Landwirtschaft gestellt werden. Die Referentin zeigte agrarökologische Alternativen auf, um Erträge zu steigern, Schädlingsbefall zu minimieren oder Pflanzen angesichts des globalen Klimawandels dürre- und hitzeresistenter zu machen.
Die Agrarbiologin Dr. Angelika Hilbeck arbeitet seit 2000 am Institut für Integrative Biologie der ETH Zürich und leitet dort die Forschungsgruppe Umweltbiosicherheit und Agrarökologie. Sie befasst sich in der Lehre und Forschung mit den Auswirkungen der Agro-Gentechnik auf Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Umwelt. Sie hat u.a. am Weltagrarbericht (IAASTD 2008) mitgearbeitet und ist Mitgründerin und Vorstandsmitglied des European Networks of Scientists for Social and Environmental Responsibility (ENSSER).