Energiewende in München
Diskussionsforum aus der Veranstaltungsreihe „Mutbürger für Energiewende!“
gefördert durch IKEA-Stiftung, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Selbach-Umwelt-Stiftung, Manfred-Wierichs-Stiftung
in Kooperation mit Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt
Donnerstag, 27. September 2012, 19:00 Uhr, Neues Rathaus, Großer Sitzungssaal
Referenten:
- Dr. Gerhard Urbainczyk, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München:
„Klimaschutz- und Energiewende-Projekte der LHM“ - Dr. Harald Will, Geschäftsführer Solarinitiative München GmbH (SIM): „Solarinitiative München – aktueller Stand“
- Justus Schütze, Geschäftsführer buzzn - people power GmbH: „Energietauschplattform buzzn“
Am 27.09.2012 das Thema „Energiewende in München“ zur Debatte. Dass hier „in“ und „für“ ein durchaus großer Unterschied sind, riss Dr. Helmut Paschlau, Vorstand der Umwelt-Akademie e.V., in seiner Eröffnung an: Erzeugungs-seitig findet die Energiewende nicht in München, sondern weit entfernt in Andalusien oder in der Nordsee, bestenfalls noch im Landkreis München statt; Windräder auf den Türmen der Frauenkirche wird es nicht geben. Und auch eine Energie-Spardebatte in der Münchner Öffentlichkeit vermisst er.
Eröffnungsrede Paschlau: Klicken Sie hier
Der Referent für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, Joachim Lorenz, ging in seinem Grußwort hierauf leider nicht ein. Am 14.06. hatte er zu unserer These, die Energiewende finde augenscheinlich „überall“, aber nicht in München statt, noch heftig protestiert. Angesprochen auf die erheblichen stadtinternen Reibungsverluste und Beharrungen, wenn z.B. PV-Anlagen auf Schuldächer oder anderen städtischen Gebäuden realisiert werden sollen, bestätigte er „das Bohren dicker Bretter“. Bräuchte die Stadt da nicht einen „obersten Energiewende-Beauftragten“, der so etwas auflösen könnte? Nein, sagte Lorenz, das Beauftragtenwesen sei in der Regel „bißlos“, die Konflikte seien zwischen den handelnden Referaten der Stadtverwaltung auszuhandeln.
Mit der Veranstaltung „Energiewende in München“ wollten wir zunächst einen Überblick über die vielfältigen Aktivitäten der Landeshauptstadt München erhalten, indem wir diverse Projekte der LHM und der von ihr angeregten Projekte Dritter vorstellten – nicht nur Klima-schützend, sondern auch Arbeitsplätze-schaffend! München ist durchaus meisterlich dabei; nicht nur über die unmittelbar bereitgestellten „Umweltschutz-Millionen“, sondern darüber, wie öffentliches Geld Umweltschutz-Investitionen privater Dritter (Unternehmen etc.) motiviert.
Dr. Gerhard Urbainczyk, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München:
„Klimaschutz- und Energiewende-Projekte der LHM“
Präsentation Dr. Gerhard Urbainczyk: Klicken Sie hier
Von der städtischen „Solar-Tochter“ wollten wir zum zweiten wissen, wie weit die Bemühungen zur Photovoltaik in München gediehen sind. Mitgesellschafter? Investitionsvolumen? Städtische Dachflächen? PV auf Dächern von Privathäusern? Wo stecken die unverkennbar vorhandenen Beharrungen? Ziele bis 2020? Nach Anfangsschwierigkeiten ist PV auf größeren Flächen in München durchaus im Vormarsch: Kläranlagen-Gelände, Messe, neues Siemens-Verwaltungsgebäude usw. Dass das noch nicht reicht, ist offenkundig.
Dr. Harald Will, Geschäftsführer Solarinitiative München GmbH (SIM):
„Solarinitiative München – aktueller Stand“
Präsentation Dr. Harald Will: Klicken Sie hier
Drittens stellten wir mit buzzn eine ungewöhnliche „Energietauschplattform“ vor, die Energiebelieferung direkt „zwischen Dir und mir“, auch in München, möglich macht. Was das bedeutet und wie es funktioniert, schilderte der Geschäftsführer.
Justus Schütze, Geschäftsführer buzzn - people power GmbH:
„Energietauschplattform buzzn“
Kernpunkt: Via „buzzn“ können (private) Energieerzeuger über einen eigengesteuerten pool Energienachfrager bedienen; zunächst die rd. 300 Stromkunden. Direktvertrieb und Vertrauen ist die Basis – wenn man das nicht hat, sollte man die Finger weglassen. Sagt Schütze, der vom Direktbanking kommt und facebook & Co. verinnerlicht hat.
In der Diskussion überwog Kritik, wenn auch meistens vergangenheitsbezogen: Vertrauen insbesondere durch die SWM sei zerstört worden, Neuaufbruch nicht erkennbar, die SWM müssten deutlich zum Dienstleister in Sachen Erneuerbarer Energien (z.B. Einspeise-Bedingungen, z.B. Investitionen im Umland) umgebaut werden. Ein ernsthafter Willen der Stadt zur energetischen Umsteuerung sei nicht erkennbar, z.B. wenn in Neubaugebieten, die in 10 Jahren baubereit sind, heute schon veraltete Energiestandards zugrunde gelegt werden. Es fehle bei bestimmten Stadtrats-Parteien ganz offensichtlich der Wille zur energiepolitischen Umsteuerung; „weiter wie gehabt“, sei das Motto. „Wo ist das Gesamtkonzept?“.