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19. September 2013

„Das Gelbe vom Ei – eine Ausstellung über das Essen“

Sonderausstellung im Deutschen Museum, noch bis 06. Januar 2014
von Dr. Helmut Paschlau


Verschiedene Aspekte rund um Ernährung und Lebensmitteln zu zeigen, kündigen die Ausstellungsmacher im Quartalsprogramm kraftvoll an. Tatsächlich werden in dieser Ausstellung nur drei Schwerpunkte behandelt:

  • Verdauungsapparat und Verdauungsstörungen (Jodmangel, Gluten-Überempfindlichkeit, Cholesterin, Übergewicht)

  • vom Getreide zum Brot (sieben Getreidegrundsorten; zerkleinern, sieben von Mehl(-sorten); mischen, formen, backen von Brot(-sorten))

  • Konservieren von Lebensmitteln zwecks Einschränkung von Mikroorganismen (Wasserentzug, Trocknung; kühlen, frieren; pasteurisieren, sterilisieren; zuckern, salzen), Konservierungsmittel).

Jeweils mit kurzen erläuternden Texten und einigen Ausstellungsstücken aus Haushalt und Industrie.

Eingangs wird kurz erläutert, was Essen enthält: Kohlenhydrate, Zucker, Ballaststoffe, Proteine, Fette, Vitamine, Mineralstoffe sowie Sekundäre Pflanzenstoffe (die gesundheitsfördernd und krebsvermeidend sein können). Es werden zwei Texttafeln sowie sechs Hörbeispiele zum Ernährungsverhalten geboten – von vegan über hochkalorisch für Sportler bis hin zu Hausmannskost; sowie Auszüge aus dem „Essens-Wegwerf-Film“ taste the waste (pro Kopf 82 kg Lebensmittel im Wert von 20 Mrd. Euro pro Jahr) und einige „literarische Leckereien“. Hinzu kommt ein publikumsträchtiges „Kalorien-Fahrrad“.

Auffallend ist das farbig hinterleuchtete Regal mit unterschiedlichsten Ausstellungsstücken, angesteuert von einem interaktiven Bildschirm „46-Gänge-Menü der Ernährung“: In zehn Kategorien (von Grundnahrungsmittel über Gesellschaft bis Zusatzstoffe) kann der Besucher für 46 Schlagworte Kurztexte und zugehöriges Regal-Exponat aufrufen.
Beispiel „Astronautennahrung“: Alles, was Astronauten zur Ernährung benötigen, muss mitgenommen werden und lange halten, wird erläutert, die Astronautennahrung sei deshalb getrocknet und eingeschweißt. Interessant.

Oder „Düngemittel“: Pflanzen brauchen zum Wachsen u.a. Nitrat, Phosphat und Kalium; mit Dünger würden dem Boden diese Nährstoffe zugeführt. Aha.
Eine der wenigen etwas kritischeren Anmerkungen sind unter „Lachsforelle ahoi!“ zu finden: Fisch ist ein besonders hochwertiges Lebensmittel, wird in Broschüre und auf dem Bildschirm berichtet; wegen der Proteine, den Vitaminen A und D und den mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken können, werden ein bis zwei Fischmahlzeiten pro Woche empfohlen. Problematisch sei aber, dass viele Gewässer überfischt sind, weshalb man beim Fischkauf auf Art, Herkunft und Fangmethode achten solle. Bei tieferer Suche findet der Besucher die Aussage, dass von den sechs am meisten verzehrten Fischarten nur Hering (sofern nicht aus dem Nordatlantik (Hauptfanggebiet!, A.d.V.)) und Regenbogenforelle (soweit nicht aus Käfigzucht) überhaupt noch empfehlenswert sind.

Ohne jeglichen Text werden auch drei Grafiken gegenübergestellt: Dass wir Bundesbürger seit 1970 viel mehr Fleisch und viel weniger Kartoffeln essen, wie viele Tiere wir im Laufe unseres Leben verzehren, und  dass wir 1970 durchschnittlich 72 Minuten für ein Kilo Rindfleisch arbeiten mussten, heute nur noch 28 Minuten. Und was weiß der geneigte Ausstellungsbesucher nun? Dass der Preis für Rindfleisch weiter sinken möge, damit er mehr davon verzehre? Kein Wort zur ethischen Fragwürdigkeit und mangelnden Nachhaltigkeit von moderner Viehwirtschaft und solcherart Ernährung, kein Hinterfragen der ökologischen Folgen des weltweit steigenden Fleischkonsums (Regenwaldabholzung für Sojaproduktion, Bodenverarmung und Wasserbeeinträchtigung, erheblicher Beitrag zum Klimawandel), kein Hinweis auf Welternährungsprobleme von bald neun Milliarden Menschen auf dem Globus.
Typisch Deutsches Museum? „Die Vielfalt der Ernährung“ – so der Untertitel der Ausstellung – wird in dieser kleinen Ausstellung jedenfalls nicht dargestellt, geschweige denn deren weltweiten nachhaltigen Probleme. Schade! Bliebt nur Hoffnung auf die neue Ernährungs-/Landwirtschaftsausstellung in 2014.  





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