Warum die Energiewende uns zu Gewinnern macht – und wie das Jahrhundertprojekt zum Erfolg wird
26. April 2018 (Tag der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl !)
Referent: Dr. Franz Alt, Journalist, umwelt-engagierter Journalist, Bestseller-Autor (drei Mio. Auflage in 22 Sprachen), Träger diverser Auszeichnungen und Preise; Baden-Baden
Grußwort: Stephanie Jacobs, Berufsmäßige Stadträtin, Referentin für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München (Die Grußworte finden Sie hier.)
Energieversorgung ist die kritischste aller Infrastrukturen: Sie ermöglicht uns angenehme Temperaturen, bringt Licht in die Dunkelheit, treibt unsere Handy‘s und Computer ebenso wie unsere Industrie, bildet eine der Grundlagen unseres Lebens, für Versorgung, Telekommunikation, Mobilität oder medizinische Dienste. Ohne Energie käme unser aller Leben zum Erliegen.
Wesentliche Elemente künftiger Energieversorgung werden die „drei E“ sein: Neben Erneuerbaren Energien eine höhere Energieeffizienz und das Energiesparen. Der CO2-induzierte Klimawandel – insbesondere aus der Verbrennung fossiler Ressourcen – könnte zum einen zu nie dagewesenen Rückschlägen für die menschliche Zivilisation und Kultur führen. Deshalb sollten sich Weltwirtschaft und Weltpolitik auf die fatalen Wirkungen der Erderwärmung und seiner Bekämpfung konzentrieren.
Zum anderen verschärfen sich die Konflikte um die nicht-erneuerbaren Energien von Jahr zu Jahr: Irak-Krieg, Iran-Krise oder Abhängigkeit erzeugendes Gas aus Sibirien sind nur die Vorboten künftiger Konflikte um die letzten Reserven, wenn wir in den nächsten Jahrzehnten nicht zu 100 % auf Erneuerbare Energien umsteigen.
Doch Elektrizität und Wärme wird künftig nicht mehr primär zentral in großen Kraftwerken produziert und über weite Entfernungen verteilt, sondern dezentral und verbrauchernah mit einer wind- und sonnenarme Zeiten ausgleichenden Zwischenspeicherung. Die Grenze zwischen Energie-Produzenten und -Konsumenten verschwimmt. „Prosumer“ erzeugen Energie selbst, verbrauchen diese und speisen überschüssigen Strom/Wärme in ein öffentliches Netz ein. Sie beteiligen sich verstärkt direkt am Energiemarkt und werden ein wichtiger Teil der Strom- und Wärmeerzeugung.
Keine Frage: Für die künftigen Anforderungen an eine höchst-flexible Energiewende braucht es innovative Köpfe, die Ungewöhnliches denken und neue Lösungen schaffen. Schon heute ist klar, dass eine Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität notwendig ist; doch umfassende Lösungen fehlen noch. Power-to-Heat Lösungen ermöglichen die Umwandlung überschüssigen Wind-Stroms in Wärme, für Nahwärmenetze und industriellen Wärme- und Kältebedarf. Elektrofahrzeuge können durch intelligentes Laden Strom-Lastspitzen vermeiden und Entladen Speicherfunktionen übernehmen. Und Power-to-Gas-Lösungen aus überschüssigem EE-Strom werden temporäre und saisonale Speicherung via Erdgas-Netz darstellen, gar die bislang verpönte Nachtspeicher-Heizung wieder sinnvoll machen.
Voraussetzung für solche Lösungen ist eine „digitale Revolution“ für einen effizienteren Datenaustausch zwischen allen Sektor-Beteiligten, der auf gemeinsamen Standards beruht, die sowohl sensible Verbraucherdaten schützen als auch fairen Wettbewerb garantieren.
Dies alles bedeutet einen fundamentalen Wandel im bisherigen Energie-Denken. Erreichbar bis 2050 – oder nicht doch schon früher?
Dr. Franz Alt, Foto: Sonnenseite.com Berufsmäßige Stadträtin Stephanie Jacobs, 19.10.2017