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15. Juli 2017

Fahrradexkursion im Englischen Garten: Die Biber sind da!

Wildnis in unseren Städten: Ist das gut so und wie können wir damit umgehen, damit es nicht zum Fiasko wird?

Samstag, 15. Juli 2017, 10.30 Uhr

Exkursionsleitung? Es diskutierten am Ort des Geschehens mit Ihnen:

  • Thomas Köster, Leiter der Verwaltung des Englischen Gartens und Jagdbeauftragter des Englischen Gartens und des Nymphenburger Parks
  • Dr. Nico Döring, Vorstand Die Umwelt-Akademie e.V.
  • Dr. Christoph Schwingenstein, Vorstand Die Umwelt-Akademie e.V

An diesem noch etwas grau-bedeckten Samstag-Vormittag treffen sich 20 Radfahrer am Chinesischen Turm. Darunter befinden sich Herr Dr. Döring und Herr Dr. Paschlau aus dem Vorstand der Umwelt-Akademie e.V., ortskundiger Exkursionsleiter ist heute Herr Thomas Köster (Leiter der Verwaltung des Englischen Gartens und Jagdbeauftragter des Englischen Gartens und des Nymphenburger Parks) und kompetentes Fachwissen über den Biber bringt Herr Gerhard Schwab (Biberberater Bayern Süd) mit.

Während sich wenige Touristen bereits dem bayerischen Kulturgut hingeben, wird unter den Teilnehmern der Exkursion schon heiß über den Umgang des Bibers in einem Volkspark wie dem Englischen Garten diskutiert und dabei hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Biberbau oder auch nur den Ansatz eines angenagten Baumstammes gesehen.

Um dies nachzuholen, radeln wir gemeinsam zum Oberstjägermeisterbach, an dessen südlichen Verlauf nahezu sämtliche Bäume mit silbern glänzenden Estrichmatten umzäunt sind. Als 2008 die ersten Verbisse an zum Teil denkmalgeschützten Bäumen auftauchten, versuchte die Verwaltung des Englischen Gartens, dem Biber ein weiteres Anknabbern, in Fachkreisen spricht man von ringeln, der betroffenen Bäume durch Hasendraht zu verwehren. Der Biber, welcher mitunter ein stolzes Gewicht von 35 kg auf die Waage bringt, schob diesen Draht jedoch einfach beiseite, um wieder an seine Leibspeise zu gelangen. Und so ging die Verwaltung dazu über, feste Drahtkäfige für die Bäume aus Estrichmatten und Kabelbindern herzustellen. Dass diese Käfige nicht wirklich schön aussehen in einem Volkspark, der den jährlich ca. 5,5 Mio. Besuchern unter anderem unverbaute Blickachsen bieten möchte, wurde unter den Teilnehmern der Exkursion diskutiert, genauso wie über das Argument, dass man den Biber nicht einfach aus dem Garten entnehmen kann. Der Südteil des Englischen Gartens ist nämlich durch die Biberpopulation an der Isar prädestiniert, immer wieder durch einwandernde Biber besiedelt zu werden.

So stellt der Biber, der dem Europäischen Artenschutz unterliegt, die Verwaltung des Englischen Gartens vor ein Dilemma: Wieviel Denkmalschutz müssen wir betreiben? Wieviel Verbau können wir den Besuchern zumuten? Aber auch: wieviel Natur wollen wir im Englischen Garten zulassen?

Wir radeln weiter zum Kleinhesseloher See, an dessen Ufer die Teilnehmer eine weitere Schutzmaßnahme der Bäume aus der Nähe betrachten können: ein Gemisch aus ökologischem Kleber und grobem Sand verhindert, wenn es auf die Baumwurzeln und unteren Stammbereiche aufgetragen wird, dass Biberzähne ansetzen. „Schmirgelpapier mag auch der Biber nicht!“, lacht Herr Köster. Auf der Insel im Kleinhesseloher See können wir dann erstmals einen Blick auf eine Biberburg werfen.

Über die Brücke geht es nun über den Isarring in den Nordteil des Englischen Gartens. Wir lernen, dass der westliche Streifen hier unter den Denkmalschutz des Englischen Gartens fällt, der östliche Bereich jedoch nicht, da er erst deutlich später dem Gelände des Englischen Gartens zugesprochen wurde. Hier darf die Natur ein bisschen mehr die Regie übernehmen und hier hat Herr Köster vor geraumer Zeit ein kleines Feuchtbiotop angelegt, in dem man mit ein wenig Glück auch Ringelnattern beobachten kann. Wir folgen weiter dem Oberstjägermeisterbach, der erstaunlicher Weise in diesem Bereich keine geringelten Bäume aufweist. „Herr Schwab, wieso ist das so?“, fragt Herr Köster während des Radelns. Herr Schwab lacht: „Alles nur eine Frage der Zeit!“ Wir gelangen schließlich zum Schwammerlteich, an dessen Ufer wir dafür umso mehr abgeknabberte Baumstümpfe finden und gleich zwei, sich gegenüberliegende, Biberburgen. Die Teilnehmer bestaunen die Haufen an seltsam unordentlich aufgestapelten Hölzern direkt am Wasser, welche stabil mit Schlamm miteinander verkittet wurden. „Wie schafft das der Biber?“, möchte eine Teilnehmerin wissen. „Der trägt den Schlamm aus dem See in seinen Vorderpfoten zum Bau.“, klärt Herr Schwab auf. „Und warum sind hier zwei Burgen so nahe beieinander?“, möchte jemand anderes wissen. „Dies ist ein Revier hier und ich gehe davon aus, dass die Burgen von ein und derselben Familie bewohnt werden.“, erklärt Herr Schwab. Wir lernen, dass in einem Revier zwei Elterntiere mit ihren im Schnitt zwei bis drei Jungtieren leben, solange, bis die Jungtiere in die Pubertät kommen und sich ein eigenes Revier suchen müssen. Da Biber nachtaktiv sind, stellen wir uns vor, wie sie gerade vor unseren Füßen in ihrem Bau schlummern, während wir über ihre Existenz im Englischen Garten diskutieren. „Hier oben im Nordteil, der sowieso an dieser Stelle nicht unter Denkmalschutz steht, empfinde ich die Biber als Bereicherung.“, stellt Herr Köster klar, nachdem die kritischen Fragen geäußert wurden, wieviel Natur wir nun in der Stadt haben oder dulden wollen und wieviel sie uns Wert ist, in Anbetracht der Kosten, welche die Biber bereits im Englischen Garten durch ihre Existenz verursacht haben. Die Teilnehmer diskutieren darüber, ob die beiden Biberburgen eher positiv zu der wild-romantischen Szenerie des Schwammerlteichs beitragen, und ob es im südlichen Teil des Englischen Gartens möglich ist, sich mit der Ansiedelung des Bibers zu arrangieren.

Fast drei Stunden später radeln die meisten Teilnehmer der Exkursion in strahlendem Sonnenschein zum Bibermeister, wie der Aumeister kurzerhand umbenannt wurde, um weiter über dieses Thema zu diskutieren.
 

 

 Text und Bilder von Annette Dorn



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