Endlich was tun! Drei Praxisbeispiele
Donnerstag, 19. September 2013
19:00 Uhr
Neues Rathaus, Großer Sitzungssaal, Marienplatz, München
Referenten:
- Stefan Baumeister, myclimate Deutschland gGmbH, Geschäftsführer
„Kompensation von CO2-Emissionen“ - Barbara Thome, Ökoenergie-Institut Bayern am Bayer. Landesamt für Umwelt (LfU), Leiterin
„Energie-Atlas Bayern: Was bringt mir der?“ - Klaus von Birgelen, „Bürger für Energiewende“, Energieberater
„Kostensparen durch Energiesparen – am Rechner“
Drei Beispiele für praktische Energiewende-Maßnahmen für jedermann:
CO2-Kompensation wird oft als „moderner Ablasshandel“ bekrittelt, nach dem Motto: Cayenne fahren und für’s schlechte Gewissen „3€ für‘s Klima abdrücken“. Dass dem nicht so ist, hat myclimate Deutschland dargestellt: Stefan Baumeister, der Geschäftsführer, zeigte zunächst einen Kurzfilm aus dem praktischen Leben von Dorfgemeinschaften in Kenia, die via CO2-Kompensation holzsparende Kochöfen bekamen – und dass sich dadurch das gesamte Leben positiv veränderte. Baumeister erläuterte dann, dass und wie Kompensationszahlungen funktionieren und – entgegen gefestigter Vorurteile nicht in „dunkle Kanäle“ sickern – sondern ernsthaft klimatreibenden Faktoren entgegenwirken können, seriöse Kompensation (z.B. sog. Goldstandard) vorausgesetzt. Solche Kompensationen z.B. für die durch Flüge oder Autofahren erzeugte CO2-Emssionen, können im Internet problemlos für günstiges Geld zugunsten von CO2-Reduzierungsmaßnahmen in mindestens gleicher Höhe andernorts in der Welt abgewickelt werden.
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Die Diskussion bezog sich zum einen auf die Seriosität solcher Kompensationen; es gibt genug üble Geschäftemacherei, weshalb man unter einem der weltweit drei „saubersten“ Anbieter (u.a. atmosfair und myclimate) wählen sollte. Zum anderen bezogen sich die Fragen auf die tatsächlichen Kosten, die ehrlicherweise zu kompensieren wären, um etwa deutsches Durchschnittsverhalten in der CO2-Emission (rd. 11 t/a pro Kopf) auszugleichen: Rd. 22€/t CO2 schätzte Baumeister; zum Vergleich: Der Weltmarktpreis für das Recht, 1 t CO2 emittieren zu dürfen, liegt derzeit bei 3€/t. Daher: Erst CO2-Emissionen vermeiden, und dann nur nicht-vermiedene kompensieren.
Der „Energie-Atlas Bayern“ ist eines der zentralen Informations-Instrumente der Bayerischen Staatsregierung, die Energiewende zu forcieren. Für jeden nutzbar, mit aktuellen Informationen, wie die Energiewende in Bayern voran geht. Betrieben wird er vom (staatlichen) Landesamt für Umwelt, im Auftrag des Umweltministeriums. Doch was bringt er für Dich und mich? Die Leiterin des Oekoinstituts am Landesamt für Umwelt, Barbara Thome, stellte den Energieatlas mit vielen konkreten Beispielen vor: Zum einen die Grunddaten zu bestehenden Anlagen, von AKWs bis zum neuesten Windrad; dann – bis auf Grundstücksfläche heranzoombare – Flächenaussagen für Bayern für optimale Gegenden/Flächen für Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft; für jedermann nutzbare Planungsgrundlagen (Rahmenbedingungen, Genehmigungsbedingungen etc.) für Erneuerbare-Anlagen samt Vorgehensanleitung usw.
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Die Diskussion erbrachte zunächst – ganz wichtig: Der Energieatlas ist ein Arbeitsinstrument, mit (offengelegten) Annahmen, nicht in Stein gemeißelt und wird unter hohem Aufwand laufend aktualisiert. Das LfU bittet um aktualisierte Daten z.B. für eine neu ans Netz gegangene Anlage, um Änderungswünsche und Kritik. Zum anderen wurden einige dem Energieatlas zugrunde liegende Annahmen hinterfragt; z.B. sind die im Durchschnitt unterstellten Windkräfte geringer als die in einzelnen realisierten Anlagen tatsächlich erreichten Windausbeuten – das ist begründet in den unterstellten Durchschnittswerten von Wind und Geländezuschnitt, in der angenommenen Nabenhöhe usw. Jedenfalls wird der Windatlas wohl im 1. Halbjahr 2014 aktualisiert werden; wann die Aktualisierung des Gewässerteils folgt, ist wegen der politischen Pattlage derzeit nicht absehbar.
Kostensparen durch Energiesparen im Haushalt – praktisch: Der Energieberater Klaus v. Birgelen hat auf Heller und Pfenning vorgerechnet, dass Energiesparen auch Kosten spart: Neuer Kühlschrank (und den alten nicht in den Party-Keller!) und neue Waschmaschine, programmierbare Heizungsventile, richtiges Lüften und Heizen, eine energiesparsame Umwälzpumpe, sind die „Renner“. Denn: Über 80% der Energie eines Haushaltes geht in die Heizung, dort lohnt sich Energiesparen am meisten, energetisch und finanziell; gefolgt von Kühlgeräten und Waschmaschinen (nicht Wäschetrockner; besser man nutzt keinen – auch die neueren haben einen sehr hohen Energieverbrauch). Das bekannte „Licht aus!“ und der Ersatz der herkömmlichen Glühbirne durch LED-/Halogen-Lampen erbringen nur geringe Energie- und Kosteneinsparungen im einzelnen Haushalt – anders, wenn man die gesamte Volkswirtschaft betrachtet: Machten alle Haushalte immer das Licht aus und würden sie das stand-by bei E-Geräten ausschalten, wenn es nicht gebraucht wird, ließe sich ein weiteres Kernkraftwerk abschalten.
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Interessant die Diskussion, ob und wie hoch sich Energiesparen „rechnet“: Je nach Kühlschrankgröße und -nutzung amortisieren sich beispielsweise die Mehrkosten des neuen binnen weniger als zehn Jahren. Aber muss sich denn alles „rechnen“, wieso gerade bei Energie? Die coole Spielkonsole, das hippeste tablet, das schicke Abendkleid wird auch gekauft, obwohl es sich niemals „rechnet“; Energie-Sparen aber „rechnet“ sich und es steht sogar noch ein (gesellschaftlicher und individueller) Vorteil gegenüber: Weniger Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung, mehr Klimaschutz.