Eingabehilfen öffnen

Zum Hauptinhalt springen

21. Juni 2012

Will die Regierung die Energiewende wirklich?

Kommentar von Dr. Helmut Paschlau


Wer hat sich nicht jüngst zu den „galoppierenden Strompreisen“ geäußert?! Kanzlerin, Wirtschaftsmister, alter und neuer Umweltminister, Gewerkschafter, Vorsitzende von Sozialverbänden, schreibende und bildgebende Medien und sonstige „Experten“:

Einhellig veröffentlichte Meinung: Wegen der Energiewende, vulgo der gestiegenen EEG-Umlage (= Kostenbeitrag der Haushalts-Stromkunden nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz), sind die Stromkosten dramatisch angestiegen, unverantwortbar für sozial Schwache!! Energiewende muss verlangsamt werden! Die Sozialkosten werden überborden! Schon jetzt zahlen die Hartz-IV-Empfänger aus Duisburg die Photovoltaik-Prämie für die Villenbesitzer in Starnberg (sagte der RWE-Chef). Kaum per 31.12.11 verabschiedet, liegt seit wenigen Wochen eine Neufassung des EEG-Gesetzes im Gesetzgebungsverfahren. Ziel: Reduzierung der Erneuerbare Energien. Von Lobbyisten eiligst eingebracht (im Bundesrat vorerst gestoppt).

Geht’s noch? Ich weiß nicht, ob Heiner Geißler bei Stuttgart21 den Begriff „Faktencheck“ erfunden oder nur (klug) übernommen hat. Hilfreich wäre dieser jedenfalls im vorliegenden Fall. Für Kanzlerin, Wirtschaftsmister, altem und neuem Umweltminister, Gewerkschaftern, Vorsitzenden von Sozialverbänden, Medien und selbsternannten Experten.

Denn: Ja, die Strompreise sind gestiegen, deutlich sogar, von durchschnittlich 13,9 Cent pro Kilowattstunde (kWh) im Jahr 2000 auf 26,4 Cent/kWh heute. Und ja, das dürfte sozial Schwache deutlich treffen. Nur: Ursächlich dafür ist nicht die Energiewende, nicht der Anteil der EEG-Umlage; dieser stieg von 0,2 Cent in 2000 auf 3,59 Cent/kWh durchschnittlich in 2012, kann also für die angebliche „Strompreisexplosion“ nicht verantwortlich sein. Und die Terminmarktpreise für Strom der Börse in Leipzig sanken letzten Jahres von 6,2 auf rd. 5 Cent/kWh, dank der preisreduzierenden Wirkung Erneuerbarer Energien.

Hauptursache für den Strompreisanstieg ist also nicht die Energiewende. „Warum werden die sinkenden Strompreise nicht an die Stromkunden weitergegeben?“. Sind „überhöhte Kapitalrenditen der Stromkonzerne“ die Ursache?
Naja, das kennen wir, können nur piratische Grün-Sozis haltlos behaupten, man weiß ja ...

Oder Josef Göppel. Er ist Mitglied im Bundestag, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Umweltausschuss. In seinem uns vorliegenden Schreiben vom 11.06.2012 an seine Kollegen weist er auf diese Fakten hin. Hätten Kanzlerin, Wirtschaftsminister… auch wissen können. Und die Presse.  





Weitere Beiträge

“Rechtfertigt die Klimakrise zivilen Ungehorsam?” (Münchner Forum Nachhaltigkeit)

Rechtfertigt die Klimakrise zivilen Ungehorsam? Die Moral des Protests – Reflexionen und konkrete Erfahrungen mit Prof. Dr. Patrick Zoll (SJ) (Hochschule für Philosophie München), Vincent Schäfer (Letzte Generation) & Susanne Egli (Extinction Rebellion und Letzte Generation)

Energie in Bürgerhand

Diskussionsforum aus der Veranstaltungsreihe „Mutbürger für Energiewende!“ gefördert durch IKEA-Stiftung, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Selbach-Umwelt-Stiftung, Manfred-Wierichs-Stiftung in Kooperation mit Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt Donnerstag 19. April 2012,...

Am Rande des Abgrunds - Kippt unser Klimasystem?

am Mittwoch,  10. Februar  2010 Hörsaal 1100/Hauptgebäude, TU München Referentin:  Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, Institut für Meteorologie, Universität für Bodenkultur Wien, Österreich    Sie haben unsere Veranstaltung nicht besuchen können? Informieren Sie sich! Wir stellen Ihnen die Präsentatio...

NAPE: Der Beitrag der bayerischen Wirtschaft zum Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz

in Kooperation mit der Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) und mit Green City Energy AG 15. Dezember 2016 Referent: Dr. Norbert Ammann, Referatsleiter Energie und Rohstoffe, Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern Moderation: Dr. Helmut Paschlau, Vo...