Umsetzung der Energiewende in Deutschland
in Kooperation mit Green City Energy AG
24.11.2016
Referent: Prof. Dr.-Ing. Josef Neiß, bis Ende 2014 Leiter der Abteilung Energie, Bergbau, Rohstoffe und Umweltfragen des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
Moderation: Dr. Helmut Paschlau, Vorstand Die-Umwelt-Aakdemie e.V.
Europa, Deutschland, Bayern: Die Energiewende ist – zumindest Strom-seitig – nur im räumlichen Verbund innerhalb Europas („mit unseren elektrischen Nachbarn“) realisierbar. Es gilt innezuhalten und zu klären, wo wir derzeit – im Positiven wie im Negativen – stehen; Stichworte aus der aktuellen Diskussion:
- erheblicher Überhang nationaler Stromerzeugung im Verhältnis zur Stromnachfrage, deshalb massiver Stromexport ins benachbarte Ausland;
- keine Revitalisierung des europäischen CO2-Cap-/CO2-Emissionsrechtehandels in Europa und damit Wettbewerbsverzerrung zugunsten des CO2-emittierenden Kohlestroms, was im Gegensatz zu den Zielen der CO2-Minderung steht (Klimaabkommen COP21)
- 33% Anteil Erneuerbarer Energien am nationalen Stromdargebot, wäre problemlos weiter ausbaubar
- dagegen mengenmäßige Deckelung des Zubaus an Erneuerbarem Strom durch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), erforderlich wegen nachhinkender Gleichstromtrassen Nord-Süd, behauptet die Politik
- Rückführung der EEG-Vergütungen für EE-Anlagen, statt dessen Zuschlag für EEG-Projekte nur noch aufgrund von Ausschreibungen ab 2016 - das bedeutet: Benachteiligung von dezentralen und von Bürgerenergie- (Genossenschafts-) Konzepten;
- Anstieg der EEG-Umlage auf nunmehr 6,8 Ct/kWh ist gebremst; aber Beibehalt der erheblichen Ausnahmen an der Mitfinanzierung der EEG-Umlage durch die Industrie;
- In Bayern:
Abschaltung des letzten AKW bis 2022 – also „übermorgen“;
Gleichstromtrassen massiv verzögert;
Onshore-Windkraft auf Sparst-Flamme (10H);
Photovoltaik deutlich reduziert;
Wasserkraft nicht ausbaubar;
Biomasse – trotz Erweiterung im EEG – ausgesprochen strittig;
Pumpspeicherkraftwerke „kein tragendes Wirtschaftsmodell“ (Aigner);
neue Gaskraftwerke wegen Unwirtschaftlichkeit ohne Investoren;
Reduzierung energiebedingter (!) CO2-Emissionen von >6t/Jahr pro Kopf auf <2t nicht umsetzbar bis 2035 (Scharf).
Da hat sich einiges – berechtigt oder nicht – angestaut. Ob die Klima- und Energiewende-Ziele in Europa, in Deutschland, in Bayern noch erreichbar sind, darüber hat uns der Referent detailliert aufgeklärt. Ab 2010 leitete er die Abteilung Energie, Bergbau, Rohstoffe und Umweltfragen des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie. Nach der Reaktorkatastrophe Fukushima im März 2011 war er für die Erstellung des Bayerischen Energiekonzepts verantwortlich; danach – bis zu seinem Ruhestand Oktober 2014 – lag der Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf der Umsetzung des Bayerischen Energiekonzeptes im Rahmen der Energiewende in Deutschland.
Dass er bei der Energie- und Energiewende-Politik nicht in allen Punkten mit dem Vorgehen der Bayerischen Staatsregierung übereinstimmt, konnte man – trotz aller Vorsicht – heraushören.
Präsentation Prof. Dr.-Ing. Josef Neiß: Klicken Sie hier