Erneuerbare Energien
Vortrag aus der Veranstaltungsreihe „Mutbürger für Energiewende!“
gefördert durch IKEA-Stiftung, Selbach-Umwelt-Stiftung, Manfred-Wierichs-Stiftung
in Kooperation mit Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt
Donnerstag 8. März 2012, 19:00 Uhr, Altes Rathaus, Sitzungssaal Marienplatz München
Referenten:
- Robert Brandt, Bundesverband Erneuerbare Energien, Referent für Energiemärkte und Regulierung (BEE)„Erneuerbare Energien: Welche? Wann? Wie viel?“
- Peter Driessen, HGF der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK)
„Der Markt soll es regeln!“
Im Großen Festsaal des Alten Rathause eröffnete Dr. Helmut Paschlau, Vorstandsmitglied der Umwelt-Akademie e.V., den Diskussionsabend zu „Mutbürger für Energiewende!“ zum Thema „Energiewende: Erneuerbare Energien“. Ein ernstes Thema, wie sich herausstellte.
Bei der vierten Veranstaltung der Veranstaltungsreihe „Mutbürger für Energiewende!“ ging es um Erneuerbare Energien und deren Finanzierbarkeit. Zunächst wollten wir erörtern, ob und inwiefern Erneuerbare Energien die durch das Abschalten von AKWs entstehenden Energielücken ausfüllen können. Gemeint sind Strom und Wärme aus Wind und Sonne, aus Biomasse und Geothermie, aus Wasserkraft usw. Doch welche dieser alternativen Energieformen stehen uns kontinuierlich zur Verfügung, welche nur zu Spitzenzeiten, wenn der Wind bläst und die Sonne scheint? Welche Technologien stehen überhaupt – in welcher Größenordnung – zur Verfügung? In welchem Umfang sind sie heute schon marktreif und kostengünstig? Bedarf es dazu Subventionen oder kann der Markt das allein regeln? Und wird das Ganze nicht schlicht zu teuer?
Robert Brandt, Referent für Energiemärkte beim Bundesverband Erneuerbarer Energien (BEE), sprach über das Thema: „Erneuerbare Energien: Welche? Wann? Wie viel?“ Der BEE ist zweifellos führend, wenn es um die „Erneuerbaren“ geht, er bündelt 25 Organisationen und Verbände mit rd. 30.000 Einzelmitgliedern.
Präsentation Robert Brandt: Klicken Sie hier
Zunächst schilderte Brandt, dass die Erneuerbaren Energien (EE) seit Beginn der Diskussion unterschätzt wurden und werden: 1993 wurde prognostiziert, dass EE maximal 4 Prozent des Strombedarfs decken könnten, 2010 waren es schon 17 Prozent. Bis 2020 können 122 GW installierter Leistung durch EE – je mehr als 50GW durch Wind- und Sonneenergie – dargestellt werden, das entspräche 50 Prozent des Strombedarfs. Bei Wärme wären es etwa 25 Prozent, bei Mobilität knapp 20 Prozent.
Dass das nur unter ganz erheblichen Anstrengungen erreichbar sein wird, ist klar: Es wird immer schwieriger, Stromangebot und -nachfrage auszugleichen: Die Energiewende bietet erhebliche Chancen, fordert aber auch Verantwortung. Kosteneffizienz, Ausbau der Netze, Ausbau der Speicher, Ausbau des Lastmanagement, mehr Systemdienstleistungen durch EE usw. sind die Schlagworte.
(Anmerkung: Schauen Sie auch mal in die back-up-Folien von R. Brandt: Z.B. über die deutlich sinkenden Stückkosten der Stromerzeugung aus EE: Billiger als Kohle!)
Die Contra-Position kam diesmal aus der Wirtschaft.
Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK) sprach über das Thema „Der Markt soll es regeln!“
Er drängte in seinem Vortrag darauf, den Marktkräften mehr Spielraum zu lassen. Klar ist, dass ohne Unterstützung der (oder nur durch die?) Wirtschaft die Energiewende nicht zu schaffen ist; diese besteht aber eben nicht nur aus den großen vier überregionalen Versorgungsunternehmen RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW, sondern auch der energienutzenden Industrie, dem Mittelstand und den Handwerksunternehmen, die aus der Energiewende zusätzliche Wertschöpfung generieren können. Trotzdem warnte Driessen davor, dass die ehrgeizigen politischen Ziele nicht schnell genug umgesetzt werden könnten; es könnte zu Engpässen in der Energieversorgung kommen.
Genauso entscheidend sei die Kostenentwicklung: Sicher könnten bestimmte Branchen in Bayern Stromkostensteigerungen von einigen Prozent wegstecken, andere Branchen aber – wie der auf Pfennige achtende Einzelhandel einerseits und die Stromgroßverbraucher wie die Chemische Industrie, metallverarbeitende Betriebe oder auch Bäckereien – eben nicht. Und deshalb dürfe es, so Driessen, nicht zu Über-Subventionen wie z.B. derzeit bei der Photovoltaik kommen, bei der die Phase der Markteinführung längst vorbei sei.
Die ausführliche Diskussion der beiden Vorträge unter den 75 Anwesenden war von großem Ernst geprägt: Diskutiert wurde weniger über die Chancen und Voraussetzungen der EE, als über marktwirtschaftliche Themen. Besonders umstritten war die Aussage aus der Wirtschaft, die Stromkosten seien insbesondere wegen der EE-Umlage aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) erheblich gestiegen; tatsächlich seien die EE dafür nicht verantwortlich, sondern die steigenden Ölpreise, so das Gegenargument. Im Gegenteil sänken die „Stückkosten“ der Stromerzeugung aus EE insbesondere bei Windkraft und Photovoltaik deutlich (weshalb eine langsame Degression der Förderung im EEG auch akzeptabel sei, nicht aber der derzeitig vorgesehene abrupte Einbruch bei der PV-Förderung). Entscheidend sei es jetzt, finanzielle Anreize zu finden, um den Bau von Netzen und Speichern als Voraussetzung für die Energie-Transformation zu unterstützen.
Für Die Umwelt-Akademie e.V., Dr. Helmut Paschlau