Energiewende – best practice
Ohne Beteiligung der Bürger wird die Energiewende nicht gelingen!
24. Juli 2014
19:00h
Neues Rathaus, Großer Sitzungssaal, Marienplatz 8, München
Referenten:
- Werner Hillebrand-Hansen, Vorstand Bürgerenergie-Genossenschaft Freisinger Land e.G.
- Hansjörg Henle, Stadt Leutkirch, Oberbürgermeister
Dass sich so viele interessierte Zuhörer trotz Biergartenwetters in der Ratstrinkstube des Rathauses eingefunden haben, um dem Vortragsabend zu folgen und nicht in besagtem Biergarten, war ein sehr klares Zeichen. Zum einen, dass reges Interesse an der Energiewende besteht und zum anderen, woher diese kommt: sie formt sich von unten, von den Bürgern aus. Dies zeigte sich auch im Laufe des Abends. Während nur 6 Prozent der Erneuerbare-Energien-Anlagen den vier großen Energieversorgern gehören, liegen 54 Prozent in privater Hand. Die Politik – auch Ministerpräsident Seehofer – schmückt sich nur zu gern mit diesem Prestigethema und der Bürgerbeteiligung. Dass diese weitaus geringer ausfällt, als versprochen, und auch der Fortschritt eher marginal ist, ist traurig. Davon lassen sich jedoch viele engagierte Bürger nicht abschrecken. Die beiden Referenten Werner Hillebrand-Hansen und Hansjörg Henle stellten zwei Projekte vor, bei denen die Bürger die Energiewende selbst in die Hand genommen und Konzepte zur Versorgung mit Erneuerbaren Energien bereits in die Tat umgesetzt haben.
Hillebrand-Hansen ist Vorstand der relativ jungen Bürgerenergie-Genossenschaft Freisinger Land e.G. Die Bürgerenergie-Genossenschaft bietet als Stromversorger grünen Strom in den Netzen der Freisinger und Münchener Stadtwerke sowie den Bayernwerken an. Ein kleinerer Teil davon wird dabei schon jetzt selbst über eine Photovoltaikanlage produziert. Zentraler Bestandteil ist dabei, das Stromnetz zurückzukaufen. So fließen die Einnahmen nicht zu Aktionären und Anteilseignern, sondern bleibt in der Region bei den Bürgern.
Der Oberbürgermeister der Kreisstadt Leutkirch im Allgäu, Hansjörg Henle, präsentierte anschließend den Weg der Stadt hin zu einer energietechnisch nachhaltigen Versorgung. Die Photovoltaikanlagen beliefern dabei bereits 2.400 Haushalte, dazu kommen Blockheizkraftwerk inklusive Nahwärmenetz und Biogasanlagen. Bemerkenswert bei diesem Projekt ist die Rolle der Bürger. Ein Paradebeispiel dafür, dass die Energiewende den Bürgern am Herzen liegt. Nicht nur die große Bereitschaft, finanzielle Mittel für die dafür gegründete Energiegenossenschaft aufzuwenden, sondern auch die rege Beteiligung in Form von Arbeitsgruppen, Workshops u.v.m. So war die Energiewende in Leutkirch ein durchwegs demokratischer Prozess – und von Erfolg gekrönt.
Die folgende Diskussion mit Fragen aus dem Publikum an die beiden Vortragenden machte deutlich, dass das Thema auf offene Ohren gestoßen ist – und die Anwesenheit von Mitgliedern anderer Energiegenossenschaften, dass die Bürgerenergiegenossenschaften Leutkirch und Freising nicht allein auf weiter Flur stehen. Über 680 Bürgerenergiegenossenschaften in Deutschland sind ein klares Signal, dass die Energiewende längst mehr ist als eine Möglichkeit für Politiker, sich ein positives Image zu verleihen. Sie wird aktiv vorangetrieben und immer mehr Bürger entscheiden sich, den unausweichlichen Weg hin zu einer demokratischen, nachhaltigen Energieversorgung zu gehen.
Präsentation Werner Hillebrand-Hansen: Klicken Sie hier
Präsentation Hansjörg Henle: Klicken Sie hier