Donnerstag, 10. Juli 2014
18.00 Uhr
Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schlossrondell 1, München

Referent/in:

  • Hannah Rüther, langjährige Multiplikatorin von „Fairtrade Deutschland“:
    „Fair einkaufen – welche Macht habe ich als Konsument?“
  • Dr. Franz Ehrnsperger, geschäftsführender Gesellschafter von „Neumarkter Lammsbräu“, Urheber der Initiative „Fair zum Bauern“:
    „Fairer Handel für mehr Gerechtigkeit und höhere Lebens(mittel)qualität – nicht nur ein globales Thema“

Die meisten Menschen überall auf der Welt sind darauf angewiesen, von ihrer Arbeit leben zu können. Das gilt auch für diejenigen, die die Rohstoffe für unsere Nahrungsmittel produzieren: Getreide, Milch, Obst, Gemüse. Doch für viele Kleinbauern weltweit wird es zunehmend schwieriger, ihr Überleben zu sichern. Einige Gründe dafür sind: global aktive Großagrarkonzerne, die überproportional stark subventioniert werden und damit Kleinbetriebe im Preiskampf ausstechen; Handelskonzerne, die gnadenlos die Preise drücken; und nicht zuletzt eine EU-Exportpolitik, die dazu beiträgt, Bauern in Drittweltländern die Lebensgrundlage zu entziehen, indem sie hiesige Unternehmen dafür belohnt, dass sie ihre (aus unseren Steuergeldern subventionierte) landwirtschaftliche Überproduktion zu ununterbietbaren Dumpingpreisen auf den dortigen Markt bringen.  

Das Problem des „unfairen“ Handels ist ein globales, was bereits im System globaler Landwirtschaft angelegt ist. Dieses System hat die falschen Werte als Grundlage und schafft deswegen nur Leid und Elend. Trotzdem: Auch wenn es zunächst nur in Teilen des Marktes stattfinden kann: Wir Konsumenten gerade in den wohlhabenderen Teilen der Welt können ein Teil der Lösung sein. Es ist unsere Entscheidung, ob wir unseren Tag mit einem Milchkaffee aus gerecht gehandelten Zutaten beginnen, uns zwischendurch mit einer „fairen“ Banane stärken oder uns ein Feierabend-Bier gönnen, von dem wir sicher sein können, dass alle an seiner Herstellung Beteiligten angemessen entlohnt wurden. Aus dieser Erkenntnis heraus begann sich seit den 1970er-Jahren die Fair-Trade-Bewegung zu entwickeln. Längst können wir zahlreiche fair gehandelte Produkte nicht mehr nur exklusiv im „Weltladen“ kaufen, sondern auch beim Discounter um die Ecke.

Es hat sich in der Branche herumgesprochen, dass viele Kunden auf gerecht gehandelte Ware Wert legen, egal ob es sich um Schokolade aus afrikanischem Kakao oder Milch aus Oberbayern handelt. Sicherheit für uns Verbraucher sollen verschiedene zertifizierte Fair-Trade-Siegel geben – mit unterschiedlichen Qualitätsansprüchen. Zum Beispiel ist „fair“ nicht zwangsläufig auch „bio“.

Die Frage, wie wir Verbraucher dazu beitragen können, über unseren Einkaufskorb die Welt ein bisschen gerechter zu machen, beantworteten uns die beiden ausgewiesenen Experten.