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Dienstag, 13.03.2018

Referent: Saber Ben Neticha, Islamic Compliance Officer, KT Bank AG, Frankfurt


So begann die Moderation:

„Ich bin langjähriger Kunde unter anderem bei der Postbank AG. Die ist mehrheitlich im Eigentum der Deutschen Bank AG. Die Deutsche Bank wiederum ist mit fast 50% im Eigentum ausländischer Aktionäre, darunter seit 2017 mit 17% der Aktien dem größten Einzel-Aktionär, das ist eine chinesische Unternehmensgruppe mit einem chinesischen Milliardär. Mit Sicherheit ist dieser an größtmöglichem Gewinn und Einfluss interessiert, innerhalb und außerhalb der Deutschen Bank – und sicherlich nicht „weltanschaulich neutral“.


„Andere Banken braucht das Land“ – schon oft hat Die Umwelt-Akademie e.V. Alternativen zu herkömmlichen Geschäftsbanken vorgestellt: Bürger-genossenschaftliche, umweltorientierte, ethische, nachhaltige, gemeinwohlorientierte, kirchliche … Banken.
Die Evangelische Bank oder die Banken der Diözesen z.B. fussen auf der christlichen Bibel und sagen das auch deutlich. Andere nachhaltige Banken sagen es nicht, aber auch sie basieren auf christlichem Weltbild. Jedenfalls orientieren sich auch „alternative“ Banken an dem westlichen Wirtschaftsmodell, an Zinsen, Renditen & Co.
Diesmal wollen wir tiefer eintauchen in das islamische Bankensystem. Sie werden, meine Damen und Herren, heute einige Überraschungen hören, seien Sie offen dafür, es lohnt sich“.

Das hat sich bewahrheitet: Eingeladen war die KT Bank AG mit Hauptfiliale in Frankfurt/Main. Die KT-Bank ist das einzige in Deutschland und in der Euro-Zone zugelassene Finanzinstitut mit islamkonformem Geschäftsmodell und ein Tochterunternehmen einer Großbank in Istanbul.
Die KT Bank bietet jedem Kunden, jeder Kundin, unabhängig von deren Weltanschauung, Produkte und Dienstleistungen nach den Prinzipien des islamischen Bankwesens an. Sie ist eine „Vollbank“ nach deutschem Recht, abgesichert durch die europäischen Bankensicherungsfonds. Also wie alle üblichen Geschäftsbanken.
Wie nun wertebasierte, islamkonforme Bankgeschäfte mit selbstgestelltem hohen Anspruch auf Nachhaltigkeit funktionieren und auf welchen historischen Ursprüngen und religiösen Ausgangspunkten des Koran diese bestehen, das wollten wir uns genauer erklären lassen.


Saber Ben Neticha ist in seiner Funktion der Islamic Compliance Officer in der KT Bank AG, Frankfurt; so etwas wie ein Zwischenglied zwischen Bank-Vorstand und deren Ethikrat mit seiner Wächterfunktion. Er hat vorgetragen und kräftig mitdiskutiert:
Unter anderem über die Schwierigkeiten im Bank-Alltag, die hohen Grundsätze des Koran in der Wirtschaft und im Verhältnis von Mensch und Umwelt wirksam werden zu lassen. Oder auch gegenüber europäischen Gesetzen: Die neue EU-Richtline (MifidII) erlegt Finanzprodukten ohne Erfolgsgarantie deutlich strengere Voraussetzungen auf, der Koran aber verbietet Zinsgewinne. Und über die etwa seit dem 14. Jh. n.C. nachlassende Wirkung der zentralen Koran-Grundidee kritischen Bewusstseins, die Muslime dazu aufruft, durch kritisches Denken zu leben und nicht blind zu folgen.

Und über das grundlegend unterschiedliche religiöse Selbstverständnis des Menschen im Verhältnis zur Natur: Nach der christlichen Bibel soll der Mensch sich die Erde „untertan“ machen, nach Koran ist er „nur“ Statthalter auf dieser.


Es lohnt, sich mit den Grundsätzen wirtschaftlichen Handelns im Koran und in der KT Bank zu beschäftigen: Die Präsentation finden Sie hier.

Dr. Helmut Paschlau

 

Saber Ben Neticha, Islamic Compliance Officer, KT Bank AG, Frankfurt