Dienstag, 23. Juli 2013,
8.00 Uhr,
Schlachthof München, Isarvorstadt, Zenettistr. 8-14

Im Rahmen des Themenschwerpunktes „Ethisch-ökologische Ernährung“, den ich im Vorstand  vertrete, lud Die Umwelt-Akademie zu einer außergewöhnlichen Exkursion ein: Wir besichtigten die Schweine-Schlachtanlage des Münchner Schlachthofes.  Von den 25 Teilnehmern waren erfreulicherweise etwa die Hälfte Frauen. Herr Pöllot, Geschäftführer dieses inzwischen „privaten“ Schlachthofes, sei Dank für die überaus große Offenheit und überhaupt die Möglichkeit, einen Besuch abstatten zu dürfen. Wir wissen, dass dies nicht selbstverständlich und an anderen Schlachthöfen häufig gar nicht erlaubt ist.

Umweltakademie Schlachthof Exkursion 2013

Wer sich mit ethisch-ökologischer Ernährung auseinandersetzt, muss sich auch der Problematik des Tötens von Tieren  stellen. Wenn man die Frage  des „Ob“ für sich persönlich geklärt hat (Darf man Tiere töten, um sie sich anschließend einzuverleiben?), folgt unmittelbar die Frage des „Wie“: Welche Transport- und Schlachtmethoden sind wie gut geeignet, die Tiere mit so wenig Angst, Leid und Schmerz wie möglich ins Jenseits zu befördern. Das Deutsche Tierschutzrecht, das u. a.  in der Europäischen Schlachtverordnung seinen Ausdruck findet, thematisiert diese Problematik. Man kann also nicht tun, was man will, die Vorschriften sind vorhanden, wenn auch aus unserer Sicht in manchen Punkten nicht detailliert genug (siehe website „Deutscher Tierschutzbund“ unter Rubrik „Schlachten“, hier wird sehr sachlich und umfassend über Mängel in der jüngst noch einmal novellierten Schlachtverordnung berichtet).

Der Schlachthof ist „alt“ und verglichen mit neuen Schlachthöfen geradezu klein. Mit einem Wochenoutput von etwa 6.500 Schweinen rangiert er ganz unten. Von den etwa 30 beschäftigten Mitarbeitern sind die meisten  Metzger. Es wird hier nicht zerlegt, sondern es werden gekühlte Schweinehälften für zwei Zerlegebetriebe und die Firma Vinzenz Murr „hergestellt“. Von hier aus werden auch die kleinen selbstständigen Metzger in München täglich mit Fleisch versorgt, nah und frisch. Dieser Schlachthof, der früher städtisch war, wäre ohne die Initiative der privaten Unternehmer Münchens eingegangen. Einen regionalen Schlachthof gäbe es dann nicht mehr. Die „Rettung“ dieser Einrichtung steht allerdings in 12 Jahren wieder zur Debatte, wenn der Pachtvertrag mit der Stadt ausläuft.

Der Schlachtvorgang verläuft nach allen Regeln der Kunst. Aufgrund nachträglicher Investitionen werden die modernsten Geräte insbesondere in der Elektro-Betäubungsstrasse eingesetzt. Die Betäubung ist der heikelste Punkt bei der Beurteilung eines Schlachthofes. Nach dem Gesetz müssen alle zu schlachtenden Tiere betäubt werden und dabei ist zu berücksichtigen, dass das Herz keinen Schaden nehmen darf: es muss in den letzten Sekunden den Tierkörper selbstständig entbluten. Das ist sehr wichtig für das „Herstellen“ eines schnellen Todes, aber auch für die Hygiene des anschließend weiterverarbeiteten Tierkörpers. Hier kann auf dem Münchener Schlachthof (eventuell im Gegensatz zu größeren rein elektronisch gesteuerten Anlagen) sehr schnell reagiert werden, wenn im Einzelfall ein Tier in der Anlage nicht genügend betäubt wurde. An jedem kritischen Punkt stehen Mitarbeiter, die den Prozess steuern.

Ganz bemerkenswert war die Ruhe in den Wartebuchten, in denen die Schweine in 50er-Gruppen vor der Schlachtung unterbracht werden. Durch einen ruhigen Tierhüter, „der mit den Schweinen gut kann“ (Herr Pöllat), und eine feinstäubende Duschanlage im Stall (Schweine lieben Feuchtigkeit auf ihrer Haut) fühlen sich die Schweine wohl und spielen in ihren Herden. So soll es sein! Ich selbst kenne andere Szenen aus den Wartebuchten deutscher Schlachthöfe in den 80er-Jahren: ohrenbetäubendes Geschrei, grobe Treibmethoden, verletzte Tiere -Sie wollen gar nicht alles wissen… Kein Wunder, dass das Fleisch dieser aufgeregten Tiere  eigentlich ungenießbar war.
Dass man im Münchner Schlachthof auf Ruhe achtet, bedeutete auch, dass wir nur einer begrenzten Anzahl an Interessierten die Teilnahme an der Exkursion ermöglichen konnten. Erfreulicherweise hat sich Herr Pöllet bereit erklärt, am 22. Oktober 2013 eine zweite Führung anzubieten. Da die Teilnehmerzahl jedoch erneut begrenzt sein wird, ist eine Anmeldung zu dieser Exkursion unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! unbedingt erforderlich. Helmut Paschlau und ich freuen uns auf Ihren Besuch.

Georg Schweisfurth, Mitglied des Vorstands