am Dienstag, 8. April 2014
19.00 Uhr
Green City Energy AG, Zirkus-Krone-Str. 10 (Eingang Georg-Schätzel-Str.), 80335 München, 6. Stock (ÖPNV „Hackerbrücke“)

Referentin: Dipl.-Ing. Almut Döring, Landschaftsplanerin und Waldkindergarten-Pädagogin

Auf wunderschönen Fotos sehen wir Kinder barfuß gehen, Eicheln sammeln, Beeren pflücken, in Pfützen springen, Baumhaus bauen, auf Bäume klettern, über Bäche balancieren, im Schnee spielen – Aktivitäten, die jeden Tag zum Erlebnis machen. Was unterscheidet Natur-Kindergärten von Haus-Kindergärten? Als erstes sind die Kinder mit ihren BegleiterInnen meistens draußen, natürlich richtig gekleidet, warm und trocken. Im Wald gibt es immer etwas zu entdecken, zu suchen, zu sammeln, zu sehen, zu hören und zu bestaunen. Mühelos trainieren die Kinder dabei, schulen ihr Gleichgewicht, lernen klettern und stärken ihre Muskeln. Sie dürfen hämmern, sägen, schnitzen, trainieren intuitiv die Achtsamkeit und schärfen ihre Sinne. Sie schulen ihre Grob- und Feinmotorik, wie der Fachmann sagen würde. Dabei lernen sie ganz praktische Dinge – spielerisch, ganz natürlich, fließend und selbstverständlich, ohne es zu merken, ohne „trainieren“ zu müssen. Das sind Qualitäten, welche in unseren urbanen Lebensräumen häufig fehlen und wie sich mittlerweile zeigt, später zu Defiziten, gesundheitlichen Störungen oder zu Krankheiten führen können.

Spielräume in der Natur sind unvergleichbar vielfältiger und dabei anregender als technisch angelegte Spielplätze. So ist der Erlebnisraum Natur nicht nur Spielort, sondern auch ein vielfältiger Lernraum, in dem Kinder Erfahrungswelten erforschen und Fähigkeiten erwerben, die sie auch im Erwachsenenalter in sich tragen. Neben der Chance, ihre Wissbegier zu befriedigen, leben Kinder ihre Fantasie und Kreativität aus, eignen sich beim Klettern Selbstvertrauen an (Risikokompetenz und Selbsteinschätzung) und entwickeln dabei soziale Kompetenzen. Die Natur steigert die Lebensfreude und Lebenslust, hilft Stress abzubauen und fördert die seelische sowie die körperliche Balance (Resilienz).

Als Außenstehender würde man gar nicht daran denken, dass auch „das ganz normale Programm“ in Naturkindergärten selbstverständlich ist. Bilder malen, Bücher lesen oder Geschichten erzählt bekommen. Das geht alles im Freien und bei Regenwetter gibt es Unterstände, Tipis, Bauwägen oder für Tage mit "Sauwetter" andere feste beheizte Räumlichkeiten. An diesen wenigen nasskalten Tagen im Jahr sind die meisten Kinder dann auch gerne drinnen. Naturerlebnisse mit Tieren sind immer aufregend und faszinierend. Mal ist es ein Käfer oder ein Grasfrosch, mal kreuzt ein Eichhörnchen, ein Mauswiesel oder sogar ein Reh den Weg. Das berührt tief. Der große gemeinsame Natur-Spielraum bietet schier unbegrenzte Möglichkeiten und verbindet miteinander Dabei gestaltet sich eine erlebte Verbindung zur Natur - unserer wirklichen Lebensgrundlage.

Tiefe emotionale Beziehung zur Natur ist eine Voraussetzung dafür, die Samen für einen neuen, achtsamen Umgang mit der Natur in das Bewusstsein der nachwachsenden Generationen zu pflanzen. Denn das, was wir lieben, ehren und schätzen, wollen wir auch erhalten.

In München (Stadt) gibt es nahezu zwanzig Waldkindergärten, Natur-Spielgruppen und sogar einen Naturhort. Wichtigste Voraussetzung ist hierfür Platz, mit natürlichen Spielmaterialien, Klettermöglichkeiten und Raum, um sich in der Natur und unbeobachtet zu fühlen.

Für weitere Informationen lesen Sie den Vortrag "Kindliche Entwicklung und Naturbewusstsein im Waldkindergarten sind untrennbar verbunden": Klicken Sie hier

Umfangreiches Bildmaterial und weitere Infornmationen finden Sie: Hier