Kamingespräch
am 22. September 2010,  Schweisfurth-Stiftung


Referenten: Martin Held und Jörg Schindler

Martin Held ist Studienleiter an der Evangelischen Akademie Tutzing für den Bereich Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung. Er ist Mitglied in der Mobilitätsinitiative (moin) sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied von ASPO Deutschland (Association for the Study of Peak Oil and Gas). Er promovierte über Fragen der Verkehrsmittelwahl und arbeitete anschließend im Bereich Technikfolgenabschätzung zu energiepolitischen Fragen. Er war u.a. Mitglied in der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des Deutschen Bundestags (1992-1994), mit Karlheinz A. Geißler initiierte er das Tutzinger Projekt „Ökologie der Zeit“ und zusammen mit Jörg Schindler das Netzwerk Slowmotion.

Jörg Schindler war bis Ende 2008 Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH in Ottobrunn. Er befasst sich seit Jahrzehnten mit den Themen Energie und Verkehr.  Er war Mitglied in der Enquete-Kommission des Bayerischen Landtags „Neue Energie für das neue Jahrtausend“ (2000-2004). Er ist Mitglied in der Mobilitätsinitiative (moin) sowie Gründungs- und Vorstandsmitglied von ASPO Deutschland. Zusammen mit Martin Held initiierte er das Netzwerk Slowmotion.

Der moderne Verkehr ist fast vollständig von Erdöl abhängig und das Ölangebot wird in naher Zukunft kontinuierlich abnehmen. Wir sind gewöhnt, dieses Problem im Zusammenhang mit dem Begriff „Verkehr“ zu sehen. Tatsächlich aber geht es um den Menschen und seine Bedürfnisse. Daher ist Mobilität der grundlegendere Begriff, weil er vom Menschen ausgeht. Mobilität umfasst Beweglichkeit (Potenzialität), Bewegung (Verkehr) einschließlich des Ankommens (und Innehaltens) und das Bewegende (die Emotionen). Wie kann Mobilität für alle Menschen gesichert werden, wenn die bisher so billig und reichlich erscheinenden fossilen Energiequellen zur Neige gehen?

Wir stehen am Beginn einer unvermeidlichen epochalen Transformation vom fossilen Verkehr zu einer postfossilen Mobilität. Die Referenten diskutierten sieben Leitplanken, die für die postfossile Mobilität bestimmend sind:
Energieeffizienz, erneuerbare Energien, effizientere Raum- und Siedlungsstrukturen mit einer neuen Balance von Nähe und Ferne, Mobilitätschancen für alle (Nachhaltigkeitsprinzip der Verallgemeinerbarkeit), Körperkraftmobilität für Gesundheit und Wohlbefinden, mehr Beweglichkeit durch Verbindung von digitalen Diensten und Verkehr und attraktive und emotional ansprechende Gestaltung postfossiler Mobilität in einem sich selbst verstärkenden Prozess.